Tagung zum 10 – jährigen Bestehen des Netzwerkes „GartenKultur Thüringen“

Rückblick und Ausblick

vor Beginn

Die DGGL hatte am 21.November 2019 Mitglieder und Interessierte nach Holzdorf eingeladen zum fachlichen Austausch, zum Rückblick auf Erreichtes und Ausblick auf Erwünschtes. Der Anlass war der 10. Geburtstag des Netzwerkes „ GartenKultur Thüringen“.

Die gute Nachricht ist, ja, es gibt auch in Thüringen ein Netzwerk das die vielen sehens- und erhaltenswerten Parks-und Gärten in den Fokus setzt.  Auf der deutschlandweiten Landkarte der Garteninitiativen ist Thüringen damit kein weißer Fleck. Allerdings fehlt noch viel Farbe oder anders ausgedrückt: „Da ist noch viel Luft nach oben“.

Dieses Zitat, war während der sieben Stunden Fachtagung mehrfach in der gut gefüllten Aula zu hören.  Der Vorsitzende der Thüringer DGGL Thomas Bleicher, fasste so sein Resümee der vergangenen 10 Jahre zusammen, in denen das Projekt „Gartenkultur Thüringen“ nach hoffungsvoller Startphase die letzten Jahre leider eher im Leerlauf lief.

Neustart nach 10 Jahren

Inzwischen sind viele der Netzwerk-Gärten und -Parks zum BUGA Außenstandort gekürt. Die DGGL Thüringen war an der Auswahl direkt beteiligt. Es muss also neue Energie in das Projekt „GartenKultur Thüringen“ fließen. Die DGGL will hierbei am Steuerhebel sitzen, um die Initiativen der Netzwerkmitglieder in Richtung BUGA und darüber hinaus zu lenken. DGGL Mitglied Mirko Fey präsentierte einen ersten Schritt, die neue Webpräsenz. 

Die runderneuerte Webseite http://gartenkultur-thueringen.de informiert über thüringenweit 22 Garten- und Parkanlagen, bietet Informationen zu grünen Veranstaltungen und Ausstellungen. Aber auch hier gilt „Da ist noch viel Luft nach oben“.  Die Seite muss nun gefüttert werden mit stimmungsvollen Fotos oder Filmen mit Geschichten und Geschichte, mit Fakten wie touristisch relevanten Informationen und Ausblicken auf kulturelle Höhepunkte im Jahresverlauf.

„Die vorhandene hohe Qualität der Thüringer Gärten und Parks muss sich auch in der Webpräsenz wiederspielen und wir müssen nicht nur auf diese Art und Weise Unbekanntes sichtbar machen, ins Schaufenster stellen”, sagte Thomas Bleicher, „sondern auch an die anderen sozialen und klassischen Medien denken.“

Bitte machen Sie mit, füllen Sie den elektronischen Postkasten post@gartenkultur-thueringen.de.

Vorbild Sachsen Anhalt

Sachsen Anhalt

Anschaulich präsentierte Felicitas Remmert, seit 20 Jahren Geschäftsstellenleiterin der Gartenträume Sachsen-Anhalt, welches wirtschaftlich- touristische Potential historische und zeitgenössische Grünareale bieten.

12 Millionen Menschen besuchen im Durchschnitt jährlich Parks- und Gärten, viele davon reisen nach Sachsen-Anhalt und nicht nur ins Dessau Wörlitzer Gartenreich, sondern auch in die Klostergärten von Drübeck oder Michaelstein oder in den Irrgarten Altjessnitz bei Bitterfeld. Vor 2010 wurde das Netzwerk gegründet. 50 Parks und Gärten gehören derzeit dazu. Ausgewählt nach strengen Qualitätskriterien. Die Landesregierung in Magdeburg hat die Marktpotential der Garten- und Parkanlagen erkannt und von Anfang an finanzielle Mittel bereitgestellt um eine Vollzeitstelle, die im Jubiläumsjahr 2020 um eine zusätzliche erweitert wird, sowie die Kosten für PR und Werbung abzusichern. Es wirkt, vielfältige Veranstaltung wie die neue Reihe ‘Rendezvous im Garten“ haben dafür gesorgt, dass die Marke „Gartenträume Sachsen-Anhalt, auch überregional einen hohen Bekanntheitsgrad erzielt und Besucher anlockt. In der Region selbst engagieren sich viele Menschen gern ehrenamtlich in den Park- und Gärten.  Sie kleiden sich beispielsweise im Irrgarten Altjessnitz sich in barocken Kostümen um Besucher in das Flair vergangener Zeiten zu entführen, organisieren Feste und Frührungen. Sie tun das gern, auch weil Ihr Engagement durch die Gartenträume gewürdigt wird.

Die „Gartenträume Sachsen-Anhalt“ sind nicht nur Mitglied und Impulsgeber im Gartennetzwerk Deutschland sondern auch aktiv  im europäischen Raum (https://wp.eghn.org).

Auf der Webseite des europäischen Gartennetzwerkes fehlen die Thüringer Anlagen, das sollte sich ändern.  

Thüringer Parks & Gärten im Bannkreis der BUGA 2021

BUGA 2021

Thüringen könnte ebenso erfolgreich wie Sachsen-Anhalt sein. Geprägt durch eine weltweit einmalige Residenzkultur verfügt das verkehrsgünstig in der Mitte Deutschlands gelegene Bundesland über ungenutztes touristisches Potential im Bereich Parks- und Gärten.

Eine Initialzündung für einen hohen Bekanntheitsgrad der Thüringer Grünkultur könnte durch die BUGA 2021 in Erfurt erfolgen. Die Auswertung einer Besucherumfrage während der BUGA in Heilbronn 2019 ergab, das 60 % der Besucher hauptsächlich das Erlebnis Grün suchen, also an Pflanzen und Gartengestaltung interessiert sind. 

Die Geschäftsführerin der BUGA GmbH Kathrin Weiß, stellte während der Fachtagung das Konzept der BUGA in groben Zügen vor. Schwerpunkt des BUGA –Marketingbesterbens sind die Standorte ega-Park und Petersberg, beide direkt in Erfurt. Die 25 Außenstandorte spielen eine nebengeordnete Rolle, viele davon gehören auch zum „Netzwerk GartenKultur Thüringen“.

Finanzielle Zuwendungen aus dem gut gefüllten BUGA-Topf für Sanierungen oder Aktivitäten gibt es für die Parks und Gärten außerhalb der Landeshauptstadt aber nicht. Nur mit der Ehre zum Außenstandort gekürt worden zu sein, können die Standtorte wuchern, um zum Beispiel Fördermittel zu akquirieren. Aber dafür ist es vielerorts schon zu spät.

Thüringen-Tourismus setzt kaum auf grüne Themen

TTG

Nicht 100-prozentig überzeugend waren in diesem Zusammenhang die Ausführungen von Bärbel Grönegres, der Geschäftsführerin der Thüringer Tourismus GmbH.

Der Fokus touristischer Vermarktung Thüringens liegt noch immer auf Rennsteig, Weimar, Wartburg und Erfurt.

Die starke Hinwendung zu Umwelt, Natur und Garten auch bei jüngeren Zielgruppen spielt im derzeitigen Thüringer Tourismuskonzept eher eine geringe Rolle.
Die Sehnsucht nach Natur wird auf das Wandern durch den Thüringer Wald reduziert.

Die 2018 eingeführte interaktive App ‚Thuringia.MyCulture‘ könnte allerdings dazu beitragen auch die unbekannten grünen Seiten Thüringens neu zu entdecken, schlug Bärbel Grönegres vor.  Die App ist ein interaktiver Reiseführer und speziell für jüngere Zielgruppen gestaltet. Derzeit gibt es jedoch lediglich zwei Tourenvorschläge, beide in Erfurt.
Weitere Touren sollen zukünftig erstellt werden.

Warum nicht eine durch den Altensteiner Park, der viel Natur-Erlebnis und Geschichte zu bieten hat, den aber kaum einer kennt.  

Doch wer finanziert die Erstellung der Inhalte und App- Programmierung?  Diese Frage blieb bei der Tagung offen.

Kleinode warten auf Entdeckung

Bendeleben

Auf Entdeckung warten auch Kleinode in Thüringen, wie der Schlosspark Wilhemsthal bei Eisenach oder barocke Orangerieanlage und der Park im nordthüringischen Dorf Bendeleben. Beide wurden während der letzten Jahrzehnte durch ehrenamtliche Initiative aus dem Dornröschenschlaf erweckt.

Volker Weber Vorsitzender Förderkreis Schlossanlage Wilhelmsthal e.V. zeigte beeindruckende Vor- und Nachhermotive, die die Erfolge bei Sanierung des Parks in Wilhelmsthal belegen.  22 Jahre ehrenamtliche Arbeit, zwischen Verzweiflung, Hoffen, Bangen und Aufbruch und ein Ende der Mühen ist nicht in Sicht.

Martin Brückner, der ehemaliger Bürgermeister des „Barockdorfs Bendeleben“ zeigte Bilder vom Verfall der Orangerie, der Parkanlage und der das Ensemble umgebender Mauer.  Auch hier ist durch ehrenamtliche Arbeit viel passiert.  Die Orangerie Bendeleben konnte vor dem Verfall gerettet werden, sie wurde saniert und die Mauer repariert.  Doch noch immer ist viel zu tun.

Sogenannte Parkseminare, bei denen in Sachsen und Sachsen-Anhalt freiwillig Menschen verschiedener Altersgruppen ein Wochenende lang mit viel Freude anpacken und aufräumen in verwilderten Parks und Gärten sollten auch in Thüringen wieder organisiert werden.

Eine Aufgabe für die Thüringer DGGL?

Ehrenamt macht glücklich

Ohne ehrenamtliches Engagement für das historische Grün wären nicht nur Bendeleben und Wilhelmsthal heute verschwunden.  Brigitte Manke, Geschäftsführerin der Thüringer Ehrenamtsstiftung, betonte während der Tagung wie wichtig das Ehrenamt für die Gesellschaft ist.

Eigennutz, sei dabei das Hauptmotiv.     
Warum auch nicht? 
Das Ausleben der eignen Interessen, die Freude damit etwas für andere zu tun, etwas zu retten und zu bewahren machen glücklich. Und das gilt auch für die mit dem Arbeitsergebnis Beschenkten.

Seit über 20 Jahren würdigt der MDR mit der Aktion „Thüringer des Monats“ „ Männer und Frauen, die ehrenamtlich etwas bewegen.
Einen Grün-Retter gab es bisher noch nicht.
Brigitte Manke und der MDR freuen sich auf Vorschläge.  

https://www.mdr.de/thueringen/kultur/thueringerdesmonats/index.html

Holzdorf – ein bürgerlicher Park mit viel Historie

Alpinum
Holzdorf Alpinum

Der Tagungsort, das Landgut Holzdorf ist ebenfalls ein Außenstandort der BUGA 2021.

Warum Park und Gärtnereigelände in Holzdorf, gestaltet in der 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts dazu gekürt wurde, erläuterte Bernhard Post, der Vorstand des „Grüne Wahlverwandtschaften Weimar e.V.“  Der Verein kümmert sich seit Jahrzehnten um die Erhaltung des in Vergessenheit geratenen Parkgeländes, das heute zur Diakonie Landgut Holzdorf gGmbH gehört. Bei einem Rundgang durch den Park, für dessen Sanierung sich maßgeblich die DGGL Mitglieder Thomas Bleicher und Dr. Daniel Rimbach einsetzen, wurde die Bedeutung der Anlage, in der sich einst Skulpturen von Rodin befanden, bewusst.

Der Park wurde für den Mannheimer Industriellen und Kunstsammler Dr. Otto Krebs entworfen. Er verbrachte dort seine Sommerfrische.  40 Gärtner hielten Park und Gärtnerei in Schach.  Holzdorf war ein auch Ort an dem Künstler zusammentrafen, wo unter anderem Werke des Komponisten Max Reger uraufgeführt wurden.

Ziel ist es bis zur BUGA, einen Teil der Anlage, den Staudengarten, wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen. Die Bauarbeiten laufen derzeit. Die Fördermittel konnten rechtzeitig beantragt werden. 
Aber auch hier ist noch viel Luft nach oben.

Text:  Heike Mohr
Fotos: Mirko Fey, Thomas Bleicher